Sonntag, 29. Juli 2012

Model NATO Youth Summit 2012

Hier wie versprochen nun der Bericht über meine Woche in Brüssel. Voller Erwartung haben wir, die Delegation vom King's College London, uns auf den Weg gemacht. Mit dem Eurostar ging es nach Brüssel, wo wir nach ein 2 Tagen Sightseeing ins Ibis Hotel eingecheckt haben, welches gleich um die Ecke vom NATO Hauptquartier ist. Am Sonntag, dem ersten Tag, wurde uns eine Walking Tour durch Brüssel schmackhaft gemacht, die wir uns natürlich dann auch nicht entgehen liessen. Leider hat sich herausgestellt, dass die eigentliche Walking Tour (ja so steht es im Programm) eine Bus Tour war und wir einfach im Stadtzentrum abgestellt wurden und zwei Stunden Zeit hatten uns umzusehen. Da wir das schon zuvor getan hatten, habe ich mich ins nächst beste Café gesetzt und Roger Federer und Andy Murray im Wimbledon Finale geschaut bevor es nach einem Döner Kebab dann wieder zurück zum Hotel ging.

Nach und nach hat man auch die anderen Teilnehmer kennengelernt, eine bunt gemischte Truppe aller Nationalitäten, wobei man gegen Ende der Woche dann doch immer mit denselben Leuten unterwegs ist, wie am ersten Tag. Das war für mich hauptsächlich Kanadier, Engländer, Serben und ein paar aus Littauen. Am Montag ging das grosse Programm los und wir, 250 Teilnehmer und Organisatoren fuhren in 5 Bussen vom Hotel zum NATO Hauptquartier wo wir alle durch strenge Sicherheitskontrollen mussten. Keine Handys, keine elektronischen Gegenstände dafür den Pass und Papier um Notizen zu machen. Wir durften dann auch tatsächlich einer Rede von NATO Secretary General Anders Fogh Rasmussen lauschen, was mich leider nicht sonderlich beeindruckt hat, da ich ihn eine Woche früher in London schon gesehen/gehört habe und das war viel offener und interessanter. Fragen die gestellt werden durften mussten vorher abgesprochen werden und abgelesen.

Das Highlight des Tages folgte nach dem Lunch in der NATO Kantine, was übrigens sehr interessant war, da man die NATO Mitarbeiter beobachten konnte. Sehr viele Männer in Militäruniformen aus allen möglichen Ländern und von allen möglichen Dienstgraden, aber auch viele Diplomaten und sonstige Mitarbeiter. Nach dem Essen hatten wir als Delegation die wir Estland vertreten am NATO Youth Summit die Gelegenheit 1.5 Stunden mit dem Estländischen Botschafter bei NATO zu sprechen im Estländischen Teil des Hauptquartiers. Botschafter Luik war erstaunlich jung für den beeindruckenden Lebenslauf den er vorzuweisen hat. (hier) Er hat auch geduldig alle unsere Fragen beantwortet und am Ende hatte ich wirklich ein Gefühl für das Land das ich vertreten sollte in den Konferenzen die über die nächsten Tage folgen sollten. Auch einige interessante persönliche Anekdoten aus dem Leben als Diplomat bei der NATO hat er uns nicht vorenthalten, es scheint, dass es auch in einer militär Organisation wie der NATO eine Menge Klatsch und Tratsch gibt über die einzelnen Länder und deren Positionen und Ansichten. Stolze Estonier wie wir nach dem Gespräch waren, haben wir es uns natürlich nicht entgehen lassen einen Pin mit der Estonischen Fahne zu kaufen und die für den Rest der Woche an unseren Anzügen zu tragen.

Die Eröffnungszeremonie am Abend in der Military Academy in Brussels war nicht besonders beeindruckend und sehr viel ist auch von den Reden nicht hängen geblieben. Das einzige woran ich mich erinnere, ist dass die Umweltsministerin von Belgien uns erzählt hat wie grün doch Brüssel wäre, so viele Bäume und Parks. Und das nachdem wir die Tage zu vor beschlossen haben, London ist eine viel schönere Stadt und hat viel mehr Bäume als Brüssel!

Am Dienstag ging es dann in die Kommittee Sessions: Ich habe Estonia im Political and Partnership Committe vertreten und wir haben versucht Lösungen zu finden wie die NATO in Afghanistan und im weiteren asiatischen Raum mit dem Problem des Drogenhandels umzugehen hat. Zugegeben, ich war viel zu gut vorbereiten, so dass ich nicht wirklich etwas neues dazu gelernt habe sondern die anderen Länder davon überzeugt habe sich meiner Meinung anzuschliessen. Das wirklich spannende an der ganzen Geschichte ist, dass in einer Simulation die Persönlichkeiten der Teilnehmer eine weitaus grössere Rolle spielen wenn es darum geht wer die Führung übernimmt, als die Länder die sie vertreten. Die Mehrheit in meinem Kommittee hat nie zuvor an einer Simulation teilgenommen und bis jetzt habe ich keine Ahnung was die Position unterschiedlicher Länder ist, da die sich nie zu Wort gemeldet haben. Unser Kommittee wurde dominiert bei Tschechien, Estland, Bulgarien und Ungarn, die USA, UK, Frankreich und Deutschland die normalerweise viel zu sagen haben, waren praktisch nicht anwesen. Dasselbe in unserem zweiten Thema wo wir über bewaffnete non-state actors gesprochen haben, ebenfalls nicht sonderlich viel gelernt und auch das Ergebnis war eher mager. Das Hauptproblem war, dass wir eine Ewigkeit zugebracht haben die Regeln erklärt zu bekommen und zwei Themen detailiert zu behandeln in 7 Stunden (in der ganzen Woche hatten wir nur 7 Stunden eigentliche Konferenz!!). Das war wirklich sehr schade, ich hätte gerne noch mehr verhandelt und diskutiert. Aber den Organisatoren war anscheinend die soziale Seite der Konferenz wichtiger als der eigentliche NATO Simulation.

So sah die 'Arbeit' und das Abstimmen in unserem Committee aus. Jeder hatte ein Schild mit dem Land das beim Wählen gehoben wurde.


Am Donnerstag Morgen haben wir dann dem Europa Parlament einen Besuch abgestattet um einem Panel von Redern zuzuhören die über diverse Themen, NATO betreffend, gesprochen haben. Da wir eine Kostümparty am Vorabend hatten, haben die meisten Teilnehmer die Gelegenheit für ein Schläfchen genutzt, die Sessel im Europa Parlament sind übrigens einladend bequem! Falls das mal jemand wissen wollte! Am Nachmittag ging es dann wieder zurück an die Uni Brüssel für eine weitere Kommittee Session bevor wir zurück zum Hotel gebracht wurden um uns für die Gala bereitzumachen. Aus dem Gala Dinner (wie es auf dem Plan angekündigt wurde), wurde ein Gala Abend mit Häppchen und Drinks von 8 bis 10 Uhr abends (und ja genau, Abendessen wurde natürlich nicht eingeplant. Herrje, die Organisatoren waren wirklich eine Katastrophe!) Aber sahen wir nicht gut aus?


Am Freitag war es dann auch schon vorbei mit der Konferenz und wir hatten die Abschlusszeremonie, die Preisverteilung und noch ein paar Fotos. Und zur Krönung der ganzen Woche voller Disorganisation, die Busse die uns zum Bahnhof oder Flughafen oder zum Stadtzentrum bringen sollten, waren nicht da, weil die Organisatoren nur für 2 Buse bezahlt haben die zum Flughafen gehen. Ja und gewisse Leute haben dadurch natürlich ihre teuren Züge in alle Richtungen von Europa verpasst.

Alles in Allem ein interessantes Erlebnis, mit denselben Organisatoren würde ich ganz bestimmt nicht mehr Teilnehmen, doch die Idee von Simulationen im Allgemeinen gefällt mir und ich kann mir durchaus vorstellen wieder einmal so etwas zu machen.

PS: NAtürlich habe ich mich mit dem Inder angefreundet der die Schweiz vertreten hat :P anscheinend war er total nervig während der Konferenz :D Mehr Bilder gibts übrigens auf der Homepage!

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